Die Letzten
Ich bin die letzte Frau.
Ein Knochentanz auf trockener Erde
Der Apparat singt. Jedes Glied
ist Fundstück und meine Wirbel
sind Fossilien.
Entlang meiner Bandscheiben erodiert
eine ganze, lange Geschichte
unserer Einsamkeit.
Stück für Stück lege ich mich frei.
Meine Knochen werden das Öl
der Nächsten,
aber vielleicht kommen sie nie.
Jede Rippe, vielleicht
ein Werkzeug
oder eine Waffe.
Ich bin die letzte Frau. Ich richte mir
mein eigenes Grab
und meine Grabbeigaben auch. Wenn ich
nichts mitnehme,
geht alles verloren.
Viel ist nicht mehr da:
zwei Bücher, ein Joghurtbecher,
ein Teleskop.
Ich lege alles dazu für die Nächsten.
Vielleicht verstehen sie mehr.
Weit und großzügig ist die Erde,
von oben betrachtet erst recht.
Klein sind wir.
Mir ist sie ein nachgiebiger Sarkophag.
Geothermie hält mich warm.
Meine Hände falte ich nicht auf der Brust,
sondern hinterm Kopf. Sie sollen wissen,
wo wir die Liebe vermutet haben.
Die Augen habe ich geschlossen.
Es gibt nicht mehr viel zu sehen.
Aber ich höre eine Myriade Stimmen,
Lieder und Geschichten.
Sie lebten, so lange jemand zugehört hat.
Ich bin der letzte Mann, und
meine Fußsohlen sind abgetragen vom
Gehen in der Welt.
Die Erde ist trocken und nimmt
keine Spur mehr auf.
Aber ich sehe noch den Staub meiner
Vorgänger.
Ich mache das letzte Feuer und
lege mich daneben. Hier ist es warm.
Hier verbrenne ich.
Von oben betrachtet ist das nichts,
aber die Nächsten werden daraus lesen.
Wenn sie eine Sprache finden,
suchen sie zuerst im Dreck.
Der Untergang der Welt ist nur ein Tag,
der zu Ende geht,
Ich bin
der letzte Mensch.
Was heißt Bedeutung? Noch ist
das Wort nicht gefunden.